Lotte Specht
Charlotte „Lotte“ Specht wurde am 15. Oktober 1911 in Frankfurt a.M. geboren. Sie wuchs im Arbeiterviertel Gallus als Tochter eines Metzgers auf und war schon früh Anhängerin des FSV Frankfurt. Zu dieser Zeit galt Fußball als ein Spiel von und für Männer und die Vorstellung, dass Frauen ebenfalls Fußball spielen, war für die meisten undenkbar.
Gegen den Zeitgeist gründete Lotte Specht gemeinsam mit anderen Frauen Anfang des Jahres 1930 einen Fußballclub von und für Frauen: den 1. Deutschen Damen Fußballclub (1. DDFC). Per Zeitungsanzeige in den Frankfurter Nachrichten wurden weitere Frauen gesucht, und so trafen sich nach kurzer Zeit etwa 35 bis 40 vor allem junge Frauen regelmäßig zum Kicken.
„Meine Idee, die kam nicht nur aus der Liebe zum Fußballsport, sondern vor allen Dingen frauenrechtlerisch. Ich habe gesagt, was die Männer können, können wir auch.“ [1]
Mangels Gegnerinnen kickte jedoch immer nur die erste gegen die zweite Mannschaft. Sie trugen dabei rote und schwarze Stofffetzen zur Unterscheidung. Später wurden weiße Trikots angeschafft, auf die sie das Frankfurter Wappen nähten.
Die Öffentlichkeit hatte nicht viel übrig für einen Frauen-Fußballverein. Die Sportlerinnen wurden in der Presse als „Mannweiber“ beschimpft, auf dem Spielfeld mit Steinen beworfen und auch der DFB verweigerte jegliche Unterstützung. Einen Aufnahmeantrag des 1. DDFC lehnte er kategorisch ab.
„Der Deutsche Fußball-Bund, in den wir aufgenommen werden wollten, schrieb uns nur, das hätte ihnen gerade noch gefehlt, dass nun auch Frauen spielen.“ [2]
Schon im Herbst 1931 musste sich der Verein auflösen.
„Und weil auch die Zeitungen so gemein zu uns waren, haben einige Eltern den Mädchen das Fußballspielen verboten. Mit der Zeit wurden wir immer weniger und nach einem Jahr, tja, da war er aus, der Traum.“ [3]
Nach ihrer kurzen Fußball-Karriere trat Lotte Specht als Schauspielerin und Kabarettistin auf. 2002 starb Lotte Specht im Alter von 91 Jahren. Obwohl sie nie wieder aktiv als Fußballerin in Erscheinung trat, gilt sie als eine Pionierin des Fußballs in Deutschland.
Der Deutsche Fußball-Bund ließ innerhalb seines Verbandes erst am 31. Oktober 1970, 40 Jahre nach der Gründung des „1. DDFC“, Frauen im Fußball offiziell zu.
Am Internationalen Frauentag, 08. März, 2020 gründete sich der Verein „Lotte Specht e.V.“, der aus weiblichen Fans der Nordwestkurve des Waldstadions (Eintracht Frankfurt) besteht. Der Verein möchte weibliche Fans vernetzen und die Stimme von Frauen im Fußball stärken will.
„Für die Mitglieder des Vereins ist Lotte Specht eine Identifikationsfigur. Eine Identifikationsfigur über Vereinszugehörigkeit, Herkunft oder Geschlecht hinaus.“ [4]
Quellen:
[1]: Lotte Specht, zit. nach: Website Lotte Specht e.V. (15.05.25)
[2]: Lotte Specht, zit. nach: Eduard Hoffmann, Jürgen Nendza: Der Kick ihres Lebens. In: SZ-Magazin, 31. März 2000 (15.05.25)
[3]: Lotte Specht, zit. nach: ebenda.
[4]: Lotte Specht e.V., zit nach: Website Lotte Specht e.V. (15.05.25)
Weiterführend:
Daniel Schneider: „Die Geschichte des Frauenfußballs in Deutschland“, Planet Wissen, 01.07.2024, online.
Frank Hellmann: „Die mutige Pionierin“, Frankfurter Rundschau,